Tagung 2015

Nachlese zur

5. Jahrestagung der Plattform Eltern für Kindergesundheit
„move your body – move your brain!“

einer Fachtagung für Eltern und Schulpartner
zum Thema Bewegung für Kinder und Jugendliche

am 20. November 2015
in der HTL Wiener Neustadt,
2700 Wiener Neustadt, Dr. Eckener Gasse 2
unter dem Ehrenschutz von Landeshauptmann Dr. Erwin Pröll

Die Tagung wurde in ein Praxisangebot für Kinder und Jugendliche am Vormittag und am Nachmittag in Form einer Präsentation von Information über die Theorie für Fachleute, Eltern und Lehrpersonen gegliedert. Angeboten wurde die Initiative „Tut gut!“ von Mag. Alexandra Benn – Ibler, Settingleitung Schule, und „Vital 4 Brain“ nach Dr. Werner Schwarz.

Wie geplant, konnten acht Schülergruppen an den von Fachkräften geleiteten praktischen Aktivierungsübungen teilnehmen und dann am Nachmittag von ihren Eindrücken berichten.

So begann die Tagung am Nachmittag mit einem Interview der teilnehmenden Jugendlichen und ihrer Coaches durch Eveline Brem, Vorsitzende der PEkG, und der Moderatorin Dr. Susanne Schmid, Ärztin und Stv. Vorsitzende. Einhellige Meinung der 8 Gruppen, die fröhlich lachend im Auditorium Platz genommen hatten: es hat Spaß gemacht und super funktioniert, die kurzen Übungen wurden erst von manchen als etwas verwirrend empfunden, aber es wurde nicht ausgebessert, sondern fröhlich noch mal gezeigt und dann mit Vergnügen wiederholt. Die dabei anwesenden Lehrer waren von  der Aktivität und Konzentration mit der die Jugendlichen bei der Sache waren, sichtlich beeindruckt. Was auch Bildmitschnitte, die während der Aktion gemacht wurden, zeigten. Dann verließ das Gros der Schüler das Auditorium.

Mag. Arch. Ute Hammel, Direktorin der HTL Wiener Neustadt, leitete zum 2. Teil der Tagung über, begrüßte nun die Anwesenden und betonte, wie wichtig für sie gute Bewegungsmöglichkeiten der Schülerinnen und Schüler auch bei und zwischen den Unterrichtseinheiten sei.
Eveline  Brem dankte und zeigte ihre Wertschätzung für die Möglichkeit in dieser interessanten Schule, an der auch viele Mädchen eine technische Ausbildung absolvieren, diese Tagung abhalten zu können.
Mag. Paul Haschka, Stv. Vorsitzender des NÖ Landesverbandes der Eltervereine hob hervor, dass Eltern Bewegung- und Sportmöglichkeiten ihrer Kinder ein Anliegen sei, obwohl man oft zu wenig über die Zusammenhänge von Bewegung mit Lernen informiert werde.
Dr. Christian Stocker, Vizebürgermeister von Wiener Neustadt lobte den Standort der Tagung, da die Stadt über viele unterschiedliche Schulen verfüge und das Interesse groß sei. Die Grundlage zur Bewegungsfreude müsse in der Schule gelegt werden, wenn man dann im Beruf steht, wird es schwieriger, auch wenn die Waage sagt: zu wenig Bewegung! Daher „Keep moving“.
Landtagsabgeordneter Ing. Franz Rennhofer überbrachte die Grüße des Landeshauptmannes, dem Bewegung ein Anliegen ist. 50% des Budgets für Gesundheit und Soziales wird zur Unterstützung von Initiativen wie „Tut gut!“  oder „Sportland  NÖ“ für Spitzensport und Vereine aufgewendet. Aber auch die Eltern müssen hier als Lebensstilvorbilder der Kinder Verantwortung übernehmen.
Bezirkshauptmann HR. Mag. Ernst Anzeletti erinnerte daran, dass wir uns immer weniger bewegen und sehr viel sitzend beschäftigt sind und uns nur durch gezielte Bewegung wieder fit fürs Leben machen können.

Da Mag. Dr. Werner Schwarz, Direktor BG Zehnergasse und Entwickler von „Vital4Brain“ leider erkrankt war, übernahm Mag. Daniela Nikl die Präsentation des Programms mit einem Kurzfilm mit Michaela Dorfmeister und Stephan Eberharter:  „Bewusst bewegen – besser lernen“. Nach einem, von einem Coach geleiteten 6 Wochen dauernden, leichten Übungsprogramm von je 6 Minuten Bewegungskombinationen, die allerdings besondere Konzentration erfordern, erhöht sich die Lern- und Konzentrationsfähigkeit der Kinder signifikant. Auch werden dabei innere Haltungen, wie  Kreativität und Bewegung steigern, Herausforderungen annehmen, Konzentration verbessern, Freundschaft pflegen und Ziele erreichen, vermittelt.
Einer der Coaches erzählte dann spontan über seine persönlichen, positiven Erfahrungen bei der Leitung und durch seine Vorzeigefunktion.
Die Notwendigkeit auf die gegenwärtige Tendenz zur Bewegungsarmut zu reagieren,  wurde durch Untersuchungen bestätigt, wonach sich 14jährige Jugendliche mit den üblichen 2 - 3 Wochenstunden Turnen in einem bedenklichen Gesundheitszustand befinden. Kinder, die im Alltag täglich über 21 Stunden liegen, sitzen und stehen sind heute die Normalität, wobei sich die Bilanz am Wochenende oft noch verschlechtern kann durch die 24 Stunden Nutzung von Smartphon, Social Media, Internet, Tablet, Computerspiele, Spielkonsole und TV. Das kann zu Aufmerksamkeitsstörungen und Konzentrationsfähigkeitsverlust beitragen, ferner nehmen psychische Auffälligkeiten, wie Störungen des Sozialverhaltens, Ängste, Depressionen und allgemeine Entwicklungsstörungen zu.

Auch die Studie „Klug und Fit“ fördert Kondition und Konzentration, vor allem bei der Entwicklung der motorischen Fähigkeiten der 11 bis 14jährigen Mädchen und Buben. Allerdings kostet Bewegungsförderung immer Zeit und meistens auch zusätzliches Geld. Bei dieser Studie ist der Aufwand relativ gering, wenn Lehrer täglich 6 Minuten vom Fachunterricht abgeben und die Kinder konzentriert üben. Dabei wird die Motorik, das Sprachzentrum, die Beobachtungsfähigkeit gefördert und Endorphine ausgeschüttet. Durch weitere Übungen kann man eine effektivere kognitive Kontrolle bei aktiveren Jugendliche feststellen. Hier gibt es ganz verschiedene Aufbau- und Überleitungsübungen, sowie abschließende Beruhigungsübungen, die alle die Sauerstoffaufnahme und den Kohlehydratstoffwechsel im Gehirn verbessern. Auch die Synapsen der Nervenzellen wachsen bei Bewegung, bilden sich allerdings wieder zurück, wenn sie weiter nicht gebraucht werden.

Da Mag. Alexandra Benn-Ibler ebenfalls erkrankt war, fiel der Fachvortrag über „Tut gut!“ aus.
Michaela Dorfmeister wurde anschließend von Dr. Susanne Schmid interviewt über die Voraussetzungen, Anforderungen und Bewältigungsstrategien für den Spitzensport und wie man diese Fähigkeiten auf den Alltag übertragen kann. Frau Dorfmeister erzählte lebhaft und praxisnah aus ihrem Leben. Über die Wichtigkeit der Motivation, der konsequenten Arbeit an der Fitness, der optimalen Vorbereitung vor jedem Rennen, der inneren Visualisierung, aber auch die Abhängigkeit von Material und äußeren Umständen und über den freundschaftlichen, familiären Rückhalt, wo man über alles reden kann, wenn es nötig ist und der einen auffängt und wieder aufbaut.
Die Schikarriere war eigentlich nicht so geplant, aber ihr Ehrgeiz wurde herausgefordert, denen im Westen zu zeigen, wie erfolgreich eine Flachländerin mit Willensstärke und geförderten Talent sein kann. „Erfolg ist nicht selbstverständlich, Erfolg hat nur der, der was tut, während er auf Erfolg wartet.“
Sie findet, dass heute eine tägliche Turnstunde notwendig sei, kurze Übungen, um die rechte und linke Hirnhälfte aktivieren z.B. wie mit „Vital4Brain“ in Testklassen, allerdings gibt es zu wenig Sportlehrer und in der VS überhaupt keine. Nötig ist ein Ausgleich zur Arbeit am Computer, damit die Muskulatur der Kinder nicht verschwindet, besonders zwischen 6 -  10 Jahren, und sie hätte noch viele weitere Ideen.

Zur Frage über ihr jetziges Leben und ihre Elternschaft erzählte Frau Dorfmeister, dass für sie Sport zum täglichen Leben gehört, aber auch prägend für die Persönlichkeit ist, um Schwierigkeiten mit Selbstvertrauen, Zielstrebigkeit, Gemeinschaftsdenken und Zusammenhalt zu überwinden, sonst geht es nicht. Wie im Training brauchst du ein Team, damit du weißt, wo du stehst, nur beim Start ist man allein. Zuhause hat sie jetzt neben ihrer Familie einen großen Hund, Hühner und Schafe, was ihr Spaß macht. Den Übergang vom aktiven Sport hat sie geschafft.
Wichtig findet sie, dass der Schisport als Breitensport erhalten bleibt, es sollte nicht nur eine Frage des Geldes sein. Es muss nicht immer ein kompletter Schikurs sein, es gibt am Semmering auch andere leistbare Angebote, jedenfalls lernt man als Kind am leichtesten fahren und beim Sport und in der Gemeinschaft gibt es so schöne Erlebnisse und dann besondere Erinnerungen.
Frau Dr. Schmid dankt Frau Dorfmeister für ihre offenen Worte.
Frau Brem schließt die Tagung und lädt alle Anwesenden zu einem gemütlichen Ausklang am Buffet ein.

Heidi Jütte